Trommlercorps 1950 Kirchborchen e.V.

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Tag 7 Québec – Montreal

Während in der Heimat bereits das Mittagessen gereicht wird, erwachen wir zum ersten Mal im französischen Kanada. Vor den Toren unserer Unterkunft bedeckt die Spätsommersonne die Metropole Québec mit goldenen Händen, der wolkenlose Himmel verspricht einen angenehmen Reisetag. Was außerhalb der Hotelmauern nicht schöner sein könnte, wird innerhalb ins Gegenteil verkehrt. Nachdem sich Timo und Kühli am Vortag einander angenähert hatten, brachte die Nacht bereits die erste Krise. Kühli hatte nicht bei ihrem Angetrauten genächtigt, sondern bis zu später Stunde im Orga-Team Zimmer Party gemacht. Böse Zungen behaupten, Tobi Müller habe sie verführt. Das junge Glück scheint getrübt, ein Vermittlungsversuch meiner Person bleibt erfolglos. Erst, als es um 8:20 Uhr wieder zum Bus geht, lässt sich Timo auf die erfrischenden Auswürfe von Kühli ein und gibt ihr eine zweite Chance. Wir sind alle froh, dass diese Beziehung noch gerettet werden konnte, denn die Verbindung aus Timo und Kühli ist für uns alle eine willkommene Ablenkung vom trockenen Busalltag.

Wir begeben uns ins Zentrum von Québec, um dort der Stimme von Meghan zu lauschen, die uns allerhand Informatives über diese franko-kanadische Metropole erzählt. Meghan zieht den Altersschnitt unserer Stadtführerinnen übrigens deutlich nach unten, älter als 30 kann sie kaum sein. Diese zierliche Person lässt uns eintauchen in französische und britische Kolonialherrschaft, Jaques Cartier und die Entdeckung Kanadas. Das Chateau Frontenac reckt sich über uns in die Höhe. In meinem besten französisch frage ich, wo sie Deutsch gelernt hat. Berlin und Gummersbach – zwei Städte von Welt, die wohl wie keine anderen die Schere zwischen Anarchie und Schrebergärtnertum verkörpern. Meghan hat keine links-rechts Schwäche, was sie von anderen bereits gemachten Bekanntschaften abhebt.

An dieser Stelle darf ein kurzer Extrakt unserem Busfahrer Richard gewidmet werden. Er begleitet uns bereits seit New York und sorgt mit seiner Ruhe für eine angenehme Fahrt. Deutsch spricht er bereits fließend, zumindest „links“, „rechts“, „geradeaus“ verwendet er seit unserem Kennenlernen mit der ihm innewohnenden Ruhe nach Belieben. In Frankreich lernt er nun selbstverständlich ebenfalls das entsprechende Vokabular. Abgesehen von dieser Sprache kommuniziert Richard mittels Warnblinker. Wir halten? Warnblinker. Wir fahren in Schrittgeschwindigkeit? Warnblinker. Die Antwort auf die Frage des Universums? Warnblinker. Wir vermuten, dass wir den Bus in Lincoln nur deshalb austauschen mussten, weil Richard den Warnblinker Knopf zu stark betätigt hat. Aber lieber zu häufig als ein Mal zu wenig.

Nachdem wir uns schweren Herzens von Meghan verabschieden, führt uns eine kurze Etappe zum Mont Morcey. Hier stürzen sich gewaltige Wassermassen in die Tiefe – ein kleiner Vorgeschmack auf die Niagara Fälle, die uns ja noch erwarten. Eine Hängebrücke bahnt uns den Weg über diese Naturgewalt. Unter unseren Füßen zeigt ein Regenbogen sein frohes Farbenspiel. Wir verweilen einige Minuten an diesem Ort und machen uns dann auf in Richtung Montreal. Auf der Fahrt wird im Bus Fußball geschaut. Kühli und Kühlos sind sehr beliebt und erfreuen sich großer Aufmerksamkeit. Außer der Tatsache, dass ich bei einem Halt 135 Liter Müllbeutel statt der gesuchten 35 Liter greife, verläuft die Fahrt ohne Probleme. In Montreal staunen wir nicht schlecht über unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage. Den Pool hatten wir uns im Vorhinein bereits übers Internet angeschaut, denn dieser Ort stellt für viele von uns inzwischen einen Tempel der geistigen Erholung nach langen Reisetagen dar. Allerdings müssen wir uns im Angesicht des uns reflektierenden Marmors nun fragen, ob wir dort unser Dosenbier verköstigen wollen oder doch den Champus ordern.

Am Abend geht es gemeinsam ins Baton Rouge, ein vornehmes Steakhouse nur wenige Gehminuten entfernt. Wenige Gehminuten, die sich dennoch etwas in die Länge ziehen. Manche mögen dies auf die vielen Ampeln und die Größe der Gruppe zurückführen, andere bemühen das Wort Geriatrie. Nach dem Essen fallen die meisten früh ins Bett. Der harte Kern trifft sich allerdings noch in der gegenüberliegenden Kneipe. „Kneipe“ wird hier nur in Ermangelung eines passenderen Wortes verwendet, denn eigentlich sitzen wir in einer Spielhölle mit Ausschank. Die Wände sind vor blinkenden Automaten kaum zu sehen. Inmitten dieser bildlichen Qual für suchtanfällige Menschen nehmen wir Platz und frönen unserem eigenen Laster. Es gibt Budweiser aus 0,7L Gebinden. Der Major zeigt uns allen, dass Tischkicker auch eine Profession sein kann. Am Tisch spielen wir „Schweine treiben“ mit Zahnputzbechern. Langsam leert sich der Vergnügungspark, bis zuletzt nur noch die vier vom Orga-Team am Tisch sitzen. Bis halb 3 wird noch „organisiert“, es liegen schließlich noch einige Tage vor uns.

Merci beaucoup et bon nuit Montreal!