Trommlercorps 1950 Kirchborchen e.V.

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Tag 6 Lincoln – Québec

In den malerisch schönen White Mountains erwachen wir an diesem Morgen erstmals mit mehr als 6 Stunden Schlaf in der Mütze. Nach einem kurzen Frühstück wird auch schon der Bus beladen – heute überschreiten wir die kanadische Grenze und machen uns auf in Richtung Québec. Den ersten Halt legen wir aber bereits nach nur 10 Kilometern ein: Die Landschaft ist unglaublich schön und die Franconia Notch lädt uns zu einem kleinen Spaziergang ein. Wir erkunden die Basin, einen Gebirgsfluss, der sich gleich einer Schlange durch die Gesteine dieser Bergwelt windet. Das Plätschern des Wassers vereint sich mit dem Rauschen der Bäume zu einer bezaubernden Symphonie der Natur, wie sie wohl nur mit den Klängen des TCKB zu vergleichen ist.

Gestern berichtete ich noch davon, dass Timo in von ihm gewohnter Manier seine Uniform Slipper zu Flip Flops umdeklariert hat. Was gestern noch Badelatschen waren, sind nun allerdings schon Wanderschuhe. Ein Paar Schuhe, so wandelbar wie der darin wirkende Mensch.

Nach dieser erfrischenden Tour durch das Appalachen Gebirge verabschieden wir uns von den USA. Die letzten US Dollar werden kurz vor der Grenze noch in einer Tankstelle unters Volk gebracht – der Laden muss echt gut laufen.

Beim Grenzübertritt passiert dann wieder ein Faux-Pas, der wohl nur uns Deutschen so durchgelassen wird. Jeder Reiseteilnehmer wird von den Grenzbeamten einzeln befragt, ob er etwas anzumelden hat – wie z.B. Bier. In gewohnter Defensivhaltung, wenn es um den Kontakt zu Behörden geht, stellt sich hier ein jeder Reiseteilnehmer so ahnungslos wie Viktor Hase persönlich – man möchte schließlich nicht aufgehalten werden. Nachdem alle Mitreisenden ihre Abstinenz beteuert und diese wohl auch auf ihre Mutter beschwört hätten, öffnet der Grenzbeamte den Kofferraum. 930 Dosen Bier, der letzte Einkauf vor der Grenze, poltern ihm nur so entgegen. „You gotta be kidding me“ Staunt er nicht schlecht. „You all told me you ain’t got no beer, so whose beer is it?“ Ach wir haben Bier im Kofferraum? Keine Ahnung, wie das da plötzlich hingekommen ist. Aber auch in Kanada muss die Förmlichkeit der Behörden gewahrt werden, eine Declaration (Anmeldung) der heißen Ware muss der Form halber erfolgen. Es wird sich auf folgendes Vorgehen geeinigt: Der Beamte wird den Bus betreten, fragen, wem das Bier gehört, und diejenigen, die vielleicht doch schon einmal eine Dose Bier gesehen haben, heben die Hand. „Hello everybody, I’ll ask you again, does anybody have any beverage to declare?“ 50 Hände, die zuvor noch ihre Unschuld in Puncto Alkohol beteuert hatten, recken sich nun in die Luft. Eine Szene wie aus einem Comedy Programm, sodass sich auch der Uniformierte ein Lachen nicht verkneifen kann. Der Form ist genüge getan, wir dürfen mit dem flüssigen Gold und verlängerten Pinocchio Nasen einreisen und konnten außerdem alle Vorurteile über uns Deutsche bestätigen.

Die Fahrt gestaltet sich heute recht lang, sodass das Orga-Team mit den Businsassen ein Quiz rund um amerikanischen Sport, Geschichte und co. veranstaltet. Gespielt wird in 2er Teams, so wie die Meute sitzt. Nur Slipper-Liebhaber Timo scheint auf den ersten Blick ohne Partner. Darauf angesprochen, widerspricht er jedoch vehement. „Siehst du denn nicht, wer neben mir sitzt?“ verlautet er lachend. „Das ist Kühli, und wenn Kühli den Mund aufmacht, kommt nur gutes dabei heraus“. Gemeint ist unsere Kühlbox, die uns mit eisgekühlten Getränken versorgt und so die Moral der Bande aufrechterhält. Kühli ist aber leider nicht die beste Quizzerin, sodass Timo am Ende nicht als Gewinner den Bus verlässt. Vielleicht hätte ihr griechischer Cousin „Kühlos“, der die Fahrt im Kofferraum mitmacht, ja mehr gewusst. Als Sieger stehen am Ende Julian und Maulwurf da, was Mauli zu einer hämischen Bemerkung über dessen Heimat Nordborchen veranlasst. „Musste euch ein Nordborchener wieder zeigen wie’s geht“. Das werden wir uns wohl noch lange anhören dürfen.

In Québec angekommen wiederholen wir die Routine vom Vortag und springen als erstes in den Hotelpool. Lütten fliegen durch die Luft, ein musikalischer Leiter wird gedöppt, irgendwo schreit Maulwurf unverständliches durch den gefliesten Raum. Nach einer halben Stunde kommt allerdings die Security und weist uns darauf hin, dass Getränke im Pool leider nicht gestattet sind. Wir vermissen die Abgelegenheit von Lincoln, hier war dies noch problemlos möglich. Das abrupte Ende ist aber nicht schlimm, schließlich sind wir alle hungrig und steuern nun den nächsten Imbiss an. Heute steht Koreanisch auf der Speisekarte. Nach einer kurzen Findungsphase in Sachen Technik können wir per Handy das All You Can Eat Buffet ordern. Zu Beginn kommen die Portionen nur spärlich an den Tisch, sodass wir das Handy zum Glühen bringen. Irgendwann steht der Tisch aber komplett voll mit Tellern, Schüsseln und anderem asiatischen Plastikporzellan. Aus „Wo bleibt denn jetzt unser Essen“ wurde „hoffentlich geht dieser Teller an uns vorüber“. Zum Schluss sind wir alle zum Bersten gefüllt, Maulwurf verlässt fluchtartig das Etablissement, um das andere Porzellan aufzusuchen. Da im Hotel bereits alle Aufenthaltsräume geschlossen sind, nehmen wir den letzten Schlummertrunk gemeinsam im Party Zimmer der Orga-Gruppe ein.

Gute Nacht Kanada!