Nach einer Nacht voller Träume von der Steuben Parade wachen wir auf. Einige von uns sind noch etwas angeschlagen, denn wir haben den Abend in Smith’s Bar ausklingen lassen, einer Kneipe, die bereits bei der 2011er Fahrt einige kaputt gemacht hat. Dort haben wir auch unsere Freunde vom Tambourcorps Büderich treffen können. Mit diesem Spielmannszug hatten wir bereits im Vorfeld reichlich Kontakt. Da wir uns nun endlich persönlich sehen konnten, musste das natürlich ausgiebig begossen werden. Die letzten Veteranen haben den Weg ins Bett erst um 6 Uhr Morgens gefunden.
Auch Tobi und Steffen sind noch etwas angeschlagen, legen aber tatsächlich eine Runde Morgensport im Central Park ein.
Um 8 Uhr startet schon die erste uniformierte Gruppe, um an der Parade Messe in der St. Patricks Cathedral teilzunehmen. Ab 11 Uhr stellen wir uns dann in der 68th Street zur Parade auf und stimmen uns ein. Die geliehenen Trommeln lassen die Trommler schaudern. Keine zwei Trommeln klingen gleich und die Tragegestelle sind auch nicht besonders rückenfreundlich. Aber was soll’s, Steuben Parade ist ja schließlich nicht jeden Tag. Manch einer ist sogar etwas aufgekratzt. Tobi lässt vor Nervosität (oder Restalkohol) die Flöte fallen, Lothar fragt, wann wir denn endlich mal einen spielen – einen Satz, den man so sonst nie von ihm hört. Auch ein kleines Wortgefecht mit Maulwurf über dessen Heimat Nordborchen liefert er sich. „Deine Schwester hast du doch auch dahin verkauft“ wirft Mauli ihm vor. „Entwicklungshilfe“ erwidert Lotti süffisant.
Kurz nach Mittag marschieren wir dann endlich los. Die Steuben Parade führt uns mitten durch Manhatten am Central Park entlang. Die Straßenränder sind gesäumt von Menschenmassen, die uns als deutschem Verein eine ganz besondere Wertschätzung zukommen lassen.
Nach der Parade kehren wir noch bei einer Feuerwehr ein, die wir am Vorabend kennengelernt hatten. Auch hier geben wir noch einige Stimmungsheber zum Besten, was Silberrücken Ditzi (aufgrund der Ähnlichkeit zu Joe Biden nur noch Sleepy Joe genannt) zu einem dreifachen Hurra veranlasst.
Abermals ein beinahe tränenreicher Abschied von unseren neugewonnenen Freunden – einige wollen uns noch nicht verlassen und folgen uns kurzerhand, egal wohin die Reise geht. Wir machen uns auf in Richtung U Bahn. Hier müsste eigentlich jeder ein Ticket kaufen und das Drehkreuz passieren. Als uns ein Polizist in unseren Uniformen entdeckt, wird aber augenblicklich ein Tor für uns geöffnet und wir sparen uns rund 150 Dollar – „Military doesn’t pay“ kommentiert der Schutzmann dieses Spektakel, und dabei haben wir den Military doch gar nicht gespielt.
In der U Bahn brechen dann alle Dämme, als zu Narcotic der ganze Waggon wackelt. Es bedarf eines Momentes der Vergegenwärtigung, um sich dieses Spektakel bewusst zu werden – schon verrückt, was wir hier erleben. Auch beim Verlassen der U Bahn wird musiziert, Steigermarsch, wir kommen schließlich aus dem Schacht. Die Handys und staunenden Blicke, die auf uns gerichtet sind, können kaum gezählt werden. An der Oberfläche geht es weiter mit Armeemarsch No. 6, plötzlich ist der Gehweg frei. Ein Phänomen, dass wir so in New York auch noch nicht gekannt hatten.
Vor der St. Patricks Cathedral nehmen wir dann Gruppenbilder auf und werden abermals von einigen Passanten abgelichtet. Danach geht es in den Conolly’s Irish Pub, wo wir mit Essen und Getränken versorgt werden. Maulwurf ist noch etwas zappelig ob der gesammelten Eindrücke und kann es sich nicht verwehren, mit Papierfliegern um sich zu werfen. Einer davon segelt nur knapp am Major vorbei. Schutzmann a.D. Beppo Krois muss eingreifen. Bei Nordborchenern immer „mit Leidenschaft“, wie er sagt.
Zum Abschluss des Tages wird der nächstgelegene 7/11 um einige Stiegen Bier erleichtert, denn wir fahren morgen zum Ompah Fest in Queens und auf der Fahrt wollen wir schließlich nicht Durst leiden müssen.
In der Hotellobby kommen nochmal alle zusammen und schwelgen gemeinsam in Gedanken über das heute erlebte. Die surrealen Eindrücke werden nur durch diese Gemeinsamkeit nur noch besser.
Wartet der Dinge, die da kommen…